Theatergruppe Kult
Präsentiert
Erotische Ge-Schichten
1000 Jahre „arabisch-andalusische“ Liebeskunst und Liebeswissen
Buch und Regie
Elsayed Kandil
Nach den gleichnamigen Erzählung
von dem Gelehrten Ibn Hazm Elandalusi
>Das Halsband der Taube<
und
von Scheich Elnafazawi
>Der duftende Garten zur Erholung der Seele<
Mitwirkende:
Buch und Inszenierung Elsayed Kandil:
Morad, Schriftsteller: Roland Jaeger
Miriam, Schauspielerin: Ruth Rieser
Rehan, Tänzerin: Dina Ghanim
Saheb, Musiker Imed Ben Hassine
Regieasistentin: Sira-Zoè Schmid
Bühne: El. Kandil
Kostüm: Birgitte S. Berchtold
Maske: Elfriede Martino
Licht: Erich Heyduk
Fotos: Rainer Berson,
Grafik: Kornelius Tarmann
Organisation: Daniella Grillberger
Part+Point- Shooting: Bernadette Stummer
Das Anliegen
In der Zeit der Omaiyaden Kalifen (705 /715 - 1053 n. Chr.) als sich das islamische Reich vom Osten Pakistans bis zum Westen Spaniens erstreckte, wo das arabische Geistesleben in allen Bereichen der Kunst und Wissenschaft seinen glanzvollen Höhepunkt erlebte, erlangte auch die Erotik eine sagenhafte Hochkultur - Musik, Tanz und Gesang waren auf allen Kalifenhöfen wie Wasser und Brot ein Teil des Lebens. Durch diese Vielfalt ist sie Bestandteil der verfeinerten Kultur und Lebensart dieses Reiches geworden.
Wie bedeutend die Vielfalt für eine Gesellschaft ist?
Das Geistesfreileben einer Gesellschaft passiert immer auf Toleranz, Respekt und Anerkennung des Anders-Seins: dadurch kann in allen Bereichen - so auch in Kunst und Wissenschaft - ein hervorragender Bewusstseinshochstand erreicht werden.
Dies gab den Araber(inn)en im letzten Drittel des ersten Jahrtausends den Boden, auch Liebe und Sexualität zu thematisieren. („Dank des griechischen Vorbildes“ - und nicht so wie heute, wo Sexualität weltweit problematisiert wird.)
Wenn die fundamentalistischen Verteidiger wider des Glaubens heute erneut die Musik und jede Art von Vergnügen als unislamisches "Werk des Teufels" verdammen, so sei ihnen die Lektüre eines ihrer größten Denker, Elgahiz, empfohlen:
>Wenn die Musik verboten sein soll, nur weil sie die Gedanken von Gott ablenkt, so finden wir genügend andere Dinge, die dasselbe tun: Geschichten, Worte, Getränke, das Betrachten der Gärten und Pflanzen, die Jagd, die sexuellen und viele andere Freuden, die den Menschen zerstreuen und vom Gedanken an Gott ablenken. Wir wissen sehr gut, daß es für denjenigen, der dazu fähig ist, weit tugendhafter ist, seine ganze Zeit dem Gedanken an Gott zu widmen, doch sind all die Vergnügungen erlaubt, sofern man seinen religiösen Pflichten nachkommt; sie stellen keine Sünde dar, es sei denn, die religiösen Pflichten würden durch sie vernachlässigt.<
Das Halsband Der Taube
Zu den hervorragenden Gestalten des moslemischen Spaniens gehört der Universalgelehrte Ibn Hazm Elandalusi, mit vollem Namen Ibn Mohammed Aly Ibn Ahmed Ibn Said Ibn Hazm (994 - 1064) aus Cordoba.
Bis heute gilt er als einer der interessantesten Gestalten der arabischen-islamischen Kultur.
Ibn Hazm, Sohn eines Wesirs, hatte eine hervorragende Erziehung genossen.
Er schrieb mehr als 400 Werke und beschäftigte sich mit Philosophie, Geschichte, Ethik, Religion und den islamischen Sekten. Er ist einer der interessantesten Analytiker in den Fragen der Wissenschaft und Theologie.
In seinem berühmtesten Werk (Tuq Elhamama) "Das Halsband der Taube", aus dem wir Ihnen einige Geschichten spielen und erzählen werden, befaßt er sich mit dem Alltagsleben und der vorherrschenden Moral. Um es präzise zu beschreiben: es geht um das Wesen der Liebe, ihre Bedeutungen und Erscheinungen. (Zu den Erscheinungen der Liebe gehört die Vereinigung und zu den Widerwärtigkeiten der Liebe gehört auch das Meiden und das führt manchmal zur Trennung. Und es gibt viele Arten von Treue… Wir wissen, dass alles Vereinte sich einmal trennt und alles, was einander naht, sich wieder zur Ferne kehren muss…).
Der duftende Garten zur Erholung der Seele
Auch Sheikh Nafazawi (13. Jahrhundert) beschäftigte sich mit Philosophie, Medizin und Religion.
Er ist einer der interessantesten Analytiker in Fragen der Wissenschaft und Theologie.
In einem seiner Werke „ Der duftende Garten zur Erholung der Seele“ schreibt er über die Mysterien der Zeugung in einer Erweiterung dahingehend, mehr auf die Heilmittel und Arzneien einzugehen, die u. a. gegen Impotenz und Sterilität, hilfreich wären. Er erzählt hierbei über die verschiedenen Stellungen beim Beischlaf, von den verschiedenen Namen für das männliche/weibliche Geschlechtsorgan; er beschreibt mehr als fünfzig Positionen im Sexual Verkehr u.s.w…
„ Der duftende Garten zur Erholung der Seele“ galt und gilt als wesentlich detaillierter als das Kamasutra
DIE GESCHICHTE VON „DAS HALSBAND DER TAUBE"
1644 – 1665 betritt >Von Werner< als Botschafter seines Landes Holland die Hauptstadt des osmanischen Reiches „Estana“. Er ist Liebhaber und Forscher für orientalisch-arabische Kulturen. Er sucht überall nach ihr, kopiert oder kauft was er findet.
1658 stirbt der große Buchhändler „Hagi Chalifa" in Estana. In seinem Geschäft befindet sich eine große Sammlung von arabischen, persischen und hebräischen Büchern aus vielen Bereichen der Wissenschaften, der Literatur, der Phonologie, der Philosophie, der Rechtswissenschaften, der Medizin, etc. - die er während seiner Dienste im osmanischen Militär im arabischen Raum gesammelt und gestohlen hatte.
Den größten Teil dieser Sammlung kauft nun der holländische Botschafter und schenkt es der holländischen Universität „Leiden“.
In dieser Sammlung befindet sich auch das Buch „Das Halsband der Taube" - „Von der Liebe und die Liebenden“.
175 Jahre später, am Anfang des 19. Jahrhunderts, erhält Reinhard Dozy, Professor für Orientalistik und Spezialist auf dem Gebiet der andalusischen Literatur, den Auftrag der Universität, die Sammlung „Werner“ (benannt nach dem holländischen Botschafter) zu ordnen. Während seiner Arbeit fällt ihm das „Halsband der Taube" in die Hände und er übersetzt es ins Französische - ein Teil seines Werkes: die „Geschichte der Muslime in Spanien". Damit wird das Buch auch im europäischen Raum sehr bekannt.
8 Jahre später übersetzt Graf Schack das Buch vom Französischen ins Deutsche, unter dem Titel „Poesie und Kunst der Araber in Spanien und Sizilien".
1914 wird das Original von dem russischen Orientalisten Petrov überarbeitet und - in arabischer Sprache - am Institut für Literaturwissenschaften der Universität St. Petersburg veröffentlicht.
1930 wird Petrov´s überarbeitetes Buch von dem Verleger Mohamed Jassen zum ersten Mal in der arabischen Welt in „Damaskus“ veröffentlicht; danach 1949 in Kairo.
Max Weisweiler, Oberbibliotheksrat und Professor für Arabische Sprache und Literatur an der Universität Bonn, übersetzt das Buch neuerlich auf Deutsch und lässt es 1941 veröffentlichen.
Bis zum heutigen Zeitpunkt erscheinen im europäischen Buchmarkt fast 300 Bearbeitungen vom „Das Halsband der Taube“.
Seither wird das Buch immer wieder neu bearbeitet und bis heute werden stetig neue Fassungen heraus gebracht.
1992 erscheint das Buch in einer arabischen Bearbeitung von Dr. Elsaher Ahmed Meky in dem Verlag Dar-al-Hilal in Kairo.
Für die Erotische Ge-Schichten wurden die verschiedenen arabischen Texte herangezogen, ergänzt mit anderen Schriften von Autoren desselben Zeitgeistes und von Elsayed Kandil überarbeitet und ins deutsch übersetzt.
Die heutige Pornographie ist,
das Vergnügen ohne Verantwortung zu tragen
ist Kapitalismus... ist Religion.
Das Aphrodisia ist aber
Das Begehren, das zum Akt führt,
der Akt, der mit Lust verbunden ist,
und die Lust, die das Begehren weckt.
frag nicht
Welches Begehren?
Welcher Akt?
Welches Vergnügen?
Sag:
Mit welcher Kraft wird man von denen getragen?
Warum die taube
Ischtar Sonnen- und Mondgottheiten der Morgenstern und der Abendstern, sie kommt aus Mesopotamien, sie ist Venus in der römischen mythologie und Aphrodite in der griechischen Mythologie. Sie ist zuständig vor allem für die Liebe und der Sexualität.
Ischtar trägt immer auf ihr Schulter eine Taube, auch Aphrodite neben ihr Symbol der bock oder wieder stehet die Taube. Als Symbol für die liebe und der sexualität.
Wir wissen alle, dass Aphrodite aus dem Meersschaum geboren. Und das lässt uns an dem geworfene Penis des uranos ins mehr erinnern.
Es gibt aber eine andere orientalische Variante ihres Geburtsmythos, wonach Aphrodite in einem Ei von einer taube ausgebrütet worden sei.
Elsayed Kandil
Das Stück:
Erotische Ge-Schichten
Das Wissen der Arabisch-spanischen Liebeskunst - aus dem Spiegel tausend Jahre währender Erfahrung - in den Raum des Hier und jetzt gezaubert.
Der Mann und die Frau sprechen über das Wesen der Liebe, ihre Bedeutungen und Erscheinungen. Sie begegnen einander und befinden sich immer wieder in verschiedenen Räumen und Schichten der Liebeswelten.
Notgedrungen müssen Sie dabei auch über sexuelle Erfahrungen, die sie selbst erlebten und die ihnen von ihren geachteten Freunden und Bekannten – egal welcher (Welt)Religion - erzählt wurden, sprechen.
In ihren Dialogen ergänzen Sie einander und setzen einander zugleich auch in Widerspruch.
In der Erotik verbirgt sich Geistesfreileben einer Gesellschaft - in jedem geistreichen Dialog liegt Erotik.
Es gilt, die "Feindbilder" der Religion(en) - Erotik und Sexualität - in ihrer ehemaligen, kulturell so wichtigen Rolle, zu zeigen.
Auf dieser Reise werden Sie mit Musik und Tanz begleitet, hinein in eine Welt, in der die Erotik zur Kunst erhoben wurde; eine Reise, die Sie in die Kalifenhöfe von Damaskus bis Cordoba führt, wo nächtliche Liebesorgien die Menschen erfreuten.
Szenen Fotos